Der Impuls zur Gründung der Elisabeth-Käsemann-Stiftung ging von der juristischen Aufarbeitung der Militärdiktatur in Argentinien (1976–1983) aus. Zu den Opfern der Diktatur zählten auch deutsche und deutschstämmige Staatsangehörige, unter ihnen Elisabeth Käsemann.

In einer gemeinsamen, grenzüberschreitenden Bemühung erreichten deutsch-argentinische und deutsche Opfer, Opferangehörige, kirchliche und nichtstaatliche Organisationen mit der „Koalition gegen Straflosigkeit“ die internationale Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der argentinischen Militärdiktatur.

Die Erfahrung der konstruktiven und erfolgreichen zivilgesellschaftlichen Kooperation zwischen Argentinien und Deutschland im Rahmen der Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit nahm die Historikerin und Nichte Elisabeth Käsemanns, Dorothee Weitbrecht, zum Anlass, die Elisabeth-Käsemann-Stiftung zu gründen. Die in Buenos Aires lebende Deutsch-Argentinierin Luisa Wettengel, deren Bruder ebenfalls zu den Opfern der Diktatur gehört, unterstützte 2014 den Beschluss der Gründung und begleitet die Arbeit der Stiftung seither.

An der juristischen Aufarbeitung der Diktaturen in Lateinamerika beteiligen sich seit Ende der 1990er Jahre zahlreiche ausländische Staaten, denn viele Opfer besaßen die doppelte Staatsangehörigkeit. Nicht nur Deutschland, sondern auch Italien, Frankreich, Schweden und Spanien stellten im Zuge der Forderungen von Nichtregierungsorganisationen und Opferverbände internationale Haftbefehle aus. Argentinien entschied sich jedoch als erster lateinamerikanischer Staat für die umfassende juristische Aufarbeitung seiner Vergangenheit im eigenen Land.

Die Verletzung von Menschenrechten ist keine nationale Angelegenheit. Seit Ende der 1990er Jahre ist dies auch mit der Schaffung eines Internationalen Strafgerichtshofes, der heute seinen Sitz in Den Haag hat, eine juristische Tatsache. Die weltweite Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist die erste und grundlegende Maßnahme zur Ächtung und Verhinderung dieser Taten in der Zukunft und zur Herstellung des Rechts für die Opfer und ihre Angehörigen und für die Gesellschaft als Ganzes.

Aber es bedarf auch eines zivilgesellschaftlichen und staatlichen Beitrags, sich mit geschehenem Unrecht auseinanderzusetzen, um nachfolgende Generationen für antidemokratische Entwicklungen und die Bedeutung der Menschenrechte zu sensibilisieren.

Foto: 2001 übergab Frau Dr. Luisa Wettengel, Mitglied der Gruppe der Familienangehörigen der deutschen und deutschstämmigen Verschwundenen der argentinischen Militärdiktatur und Kuratoriumsmitglied der Elisabeth-Käsemann-Stiftung der damaligen Bundesjustizministerin Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin die Strafanzeige im Falle der deutschen Opfer.